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Mehr Unzufriedenheit für #digitalehelden

Als ich ins Gymnasium kam, gab es bei uns bereits standardmäßig Informatikunterricht. Als ich maturierte, wurde die erste „Laptop-Klasse“ testweise eingeführt. Das ist nun doch ein paar Jahre her. Und ich kann mir kaum ausmalen, wie die Situation in weiteren 15 oder 20 Jahren aussehen wird. Denn, wie und in welche Richtung sich die Technik entwickeln wird kann ich nicht vorhersagen. Was unsere Gesellschaft daraus machen wird, steht noch in den Sternen. Umso mehr erscheint es mir klar, welche Voraussetzungen notwendig sind, damit unsere Kids nicht nur am bestandenen Computerführerschein gemessen werden sondern die Chance haben zu „Digitalen Helden“ zu werden.

Kinder und die digitale Welt

Meine Tochter ist 5,5 Jahre alt, und sie nutzt alle digitalen Technologien wie ein Kind das eben tut. Sie spielt. Egal ob es sich dabei um das Smartphone, ein Tablet, die Digitalkamera, meine GoPro oder das Diktiergerät handelt. Und das ist auch gut so. 
Sie ist eine Selfie-Queen, geübte Whatsapp-Nutzerin, talentierte Dokumentarfilmerin und ein Hardcore-Youtube-Nerd.

So sehr es mich nervt, dass mein Smartphone immer wieder voll mit Kinderselfies ist oder sie mal wieder in einem unbeobachteten Augenblick das iPad an sich gerissen hat, so sehr freue ich mich, wenn ich von Mal zu Mal sehe, wie viel besser sie sich in der digitalen Welt behauptet.

Ob daran ihre Erfassungsgabe und ihre vielen Talente schuld sind weiß ich nicht. Dass meine Frau und ich ihr einen möglichst natürlichen spielerischen Zugang zu den digitalen Medien ermöglichen, hat aber auf jeden Fall etwas damit zu tun.

Bildung und Digitalisierung

Wenn es um den Bildungsbereich und Digitalisierung geht, so ist „natürlich“ wohl eines der letzten Worte, die als Beschreibung taugen. Denn oft ist es nicht mehr als Hard- und Software, die angeschafft wird, während die Denke noch immer die Alte bleibt.
So hat etwa vor circa eineinhalb Jahren ein Computer seinen Weg in den Kindergarten meiner Tochter gefunden. Mein Eindruck, und ich hoffe, der täuscht mich, ist, dass dieser eher als Abstellplatz für ältere und unterforderte Kids genutzt wird, während sich die überforderten Pädagoginnen ein wenig ausruhen können. Fast so wie Fernsehen, nur eben mit Maus und Tastatur. Nennt mich Schwarzmaler. Dieser Eindruck scheint sich aber leider zu bestätigen.

In die Entwicklung im Schulbereich habe ich persönlich relativ wenig Einblick. Von der flächendeckenden Ankunft im digitalen Zeitalter scheinen wir jedoch noch ein Weilchen entfernt zu sein. So viel ist mir jedenfalls klar.

Welche Voraussetzungen braucht es also?

A fool with a tool is still a fool. Die Nummer Fünf auf meiner Liste der ultimativen Lebenswahrheiten tritt wohl nirgends so gut zur Geltung wie in der digitalen Welt. Oft habe ich das Gefühl, mich nicht in der Neuzeit sondern einer Art digitaler Steinzeit zu befinden, in der Mr. Pixel, ganz klobig und behebig mit seiner Pixelkeule um sich schwingt, alles pulveristiert und kleine Bits und Bytes, die als Rohdiamanten dabei herauskommen, als die ultimative Errungenschaft seiner Zeit feiert.

Da werden sinnbefreite Apps ob ihres an den Haaren herbeigezogenen sozialen Charakters gehyped, Unternehmen rühmen sich nun total modern zu sein, weil sie „eine Cloud besitzen“, und Schulen brüsten sich damit nicht mehr auf veralteten Overheadprojektoren zu arbeiten sondern neuerdings auch Beamer zu nutzen. Oh 2016, du schöne neue Welt.

Wenn es nach mir geht, so sehe ich aus genau diesen Gründen die folgenden Erfolgsfaktoren als besonders wichtig an, damit Schulen und Bildungseinrichtungen im Allgemeinen die Digitalisierung und damit auch die Entwicklung ihrer Schüler voran treiben können:

  • Wir brauchen Direktoren, die daran glauben und agil genug sind neue Wege einzuschlagen.
  • Wir benötigen Lehrer, die diesen Weg mittragen und bereit sind sich darauf einzulassen und sich selbst laufend fortzubilden.
  • Wir brauchen Investitionen ins Lehrpersonal, denn ohne dieses gibt es keine Entwicklung.
  • Wir brauchen Eltern, die diesen neuen Zugang als selbstverständlich erachten und nicht am guten alten „das haben wir immer schon so gemacht“ festhalten.
  • Dass auch in die Infrastruktur investiert werden muss, versteht sich von selbst.
  • Genauso wie ein Gesetzgeber, der die Digitalisierung an Bildungseinrichtungen ernsthaft fördert und fordert.
  • Ein wenig gesunder Menschenverstand sollte letztendlich auch nicht schaden. Denn Technik allein ist definitiv nicht die Lösung für alle Bildungsprobleme unserer Welt. Ganz im Gegenteil.

Wir sollten ihre Unzufriedenheit fördern

Die digitalen Helden unserer Zeit sind nicht dazu geworden, weil sie das beste Spielzeug hatten. Sie sind dazu geworden, weil sie in sich den Wunsch tragen, die Welt zu verändern.
Damit unsere Kids zu „digitalen Helden“ werden können, braucht es deshalb viel mehr als nur Tools, die ihnen letztenendes zur Verfügung stehen. Er braucht eine gute Allgemeinbildung, eine gefestigte Persönlichkeit, soziale Kompetenzen, Einfühlungsvermögen, Offenheit und die Fähigkeit die eigenen Grenzen zu überschreiten – nur um einige Eigenschaften zu nennen.

Und nicht zuletzt müssen wir unseren Kindern die Unzufriedenheit lehren, denn kreative Lösungen für Probleme unserer Welt kommen erst zustande, wenn Menschen mit ihrer Situation unzufrieden werden und den Drang haben etwas daran zu ändern. Erst dann können sie all das Wissen und die Fähigkeiten, die sie sich angeeignet haben einsetzen um unsere Welt zu verändern.

Nicht, indem sie uns mit ihrem neuesten sozialen Netzwerk den Stempel aufdrücken. Sondern, indem sie dafür sorgen, dass diese Welt eine bessere wird. Sie werden daran arbeiten, die Ozeane von Müll zu befreien, umweltverträgliche Fortbewegungsmittel entwickeln, für smarte Städte sorgen (siehe Beiträge in Brand Eins und futurezone) oder Probleme lösen, die den Alltag von vielen unglaublich verbessern könnten.

Was mich angeht, sind das die wahren digitalen Helden. Menschen, die den Anspruch haben unser Leben besser zu machen – auf welche Art auch immer. Dass sie dabei auch digitale Technologien nutzen ergibt sich fast von selbst. Damit wir mehr davon bekommen, muss sich jedoch noch einiges tun.

 

Disclaimer: 
Microsoft Österreich beschäftigt sich auch im Bildungsbereich mit dem Thema digitale Transformation und welche Auswirkungen diese auf unsere Gesellschaft hat. In dem Zusammenhang wurde ich gebeten mir die Frage zu stellen, was wir dazu beitragen können, damit die Kinder von heute zu digitalen Helden von Morgen werden.
Da mir das Thema am Herzen liegt, habe ich die arbeitsbedingte Schreibpause der Ultimate Moms unterbrochen und einen Antwortversuch gewagt. Dieser ist nicht allumfassend oder im Detail ausdifferenziert. Er zeigt aber einen persönlichen ersten Einblick in das digitale Leben von Eltern und Kindern. Unter dem Hashtag #digitalehelden findet ihr weitere Beiträge zu diesem Thema.

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Marko

Gründervater bei ultimatemoms.at
Marko Zlousic ist der Gründer von ultimatemoms.at und nicht mehr ganz so frisch gebackener Vater der kleinen Klara. Er lebt und arbeitet in seiner zweiten Heimat Wien und versucht in seiner neuesten Rolle alles richtig zu machen…

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