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„Haut ab!“ – Mutbücher für kleine und große Kinder

„Haut ab!“, das ist ja mal sowieso eine der wichtigsten Aussagen im Leben einer knapp Fünfjährigen. Die netten Menschen, die die Junge Bibliothek im Verlag der Süddeutsche Zeitung betreuen, unterstützen diesen Hang zur Abgrenzung aktuell mit einer gleichnamigen, frisch aus dem Französischen übersetzten Kinderbuchreihe von Illustrator Roland Garrígue und Autorin Catherine Leblanc.

SZ Junge Bibliothek - Drachen, haut ab!Und die hat es in sich: Drachen, Gespenster und Spinnen – allesamt werden erfolgreich in die Flucht geschlagen, wenn kind den Anweisungen des Autorenteams folgt. So erfährt man etwa, dass mehrköpfige Drachen am besten dadurch unschädlich gemacht werden, indem man mit gebratenen Hühnchen jongliert; wenn die Drachenaugenpaare dem Kunststück fasziniert folgen, verwickeln sich nämlich die Drachenhälse ineinander. Auch wird sich etwa zunutze gemacht, dass Seedrachen à la Nessie sich vor Nashörnern fürchten: „(S)teig‘ auf einen Felsen und zieh‘ dir ein Rhinozeroskostüm über“, raten Garríge und Leblanc. „Sobald der Drache dich sieht, wir er mächtig erschrocken wieder untertauchen und dich in Ruhe lassen.“

SZ Junge Bibliothek - Spinnen, haut ab!Ungleich realer und allgegenwärtiger die Bedrohung durch die achtbeinigen MitbewohnerInnen jeden Haushalts, vulgo: Spinnen. „Man muss sie nur zu Gesicht bekommen, schon möchte man sie am liebsten vernichten…“ – „Bewaffne dich mit einem Hausschuh einem Handtuch… oder einer Wurst“, heißt die Devise in diesem Fall, wobei bei diesem und weiteren Techniken darauf zu achten ist, „dass du nicht auch den Spiiiiider-Man erwischst.“ Katzen erweisen sich für kleine Spinnenphobiker im Verlauf des bunten und humorvollen Kammerjäger-Workshops übrigens als wichtige und treue Gehilfen; und um alle Zweifel unter den LeserInnen dieses Blogs auszuräumen: Die Existenzberechtigung jedes einzelnen Spinnentiers wird am Ende auch den Ängstlichsten der jungen Zielgruppe deutlich gemacht.

Schließlich widmet sich der dritte Band der Serie den Gespenstern, der wohl gerade deshalb bedrohlichsten aller Kindergefahren, weil sie gemeiner Weise ausschließlich nächtens auftritt, um uns das Fürchten zu lehren. Gut zu wissen ist deshalb, dass – obwohl diese Gestalten bekanntlich durch Wände gehen können – sie sich in Spinnennetzen verfangen: „Also muss du große Spinnennetze quer SZ Junge Bibliothek - Gespenster, haut ab!durch das ganze Haus weben!“ (Nur gut, wenn an dieser Stelle noch nicht alle Spinnen vergrault worden sind.) Wasser, eine Taschenlampe oder auch ein Haarföhn entpuppen sich im Verlauf der Geschichte ebenfalls als hilfreiche Werkzeuge. Die liebevoll und detailreich illustrierten Bücher sprechen Mädchen und Buben vom frühen Kindergarten- bis zum späten Volksschulalter an und bereiten diesen wie auch den vor- bzw. mitlesenden Eltern großes Vergnügen. „Tolle Bücher, Papi!“, stellte etwa Testerin Mira schon beim ersten raschen Durchblättern fest, und verlangte insbesondere den Spinnenband gleich mehrmals hintereinander vorgelesen zu bekommen.

Ob die Reihe auch in der deutschen Übersetzung eine Fortsetzung finden wird, ist wohl in erster Linie von der Marktakzeptanz abhängig; eine Handvoll weiterer Bedrohungen haben Garrígue und Leblanc jedenfalls schon gebannt. Ersichtlich u.a. in der Mitte von Gespenster, haut ab!, wenn der von Geistern bedrohte Junge am Speicher sitzend seine Bilderbücher zu schützen versucht, unter denen sich Ratgeber gegen Wölfe, Monster, Hexen, Piraten und Dinosaurier befinden. Es wäre schön, würde man für dessen Lektüre nicht erst einen Auffrischungskurs in Französisch absolvieren müssen.

Die Bücher Dinosaurier, haut ab!, Spinnen, haut ab! und Gespenster, haut ab! sind in der Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek erschienen. Der Verkaufspreis beträgt je Band 10,20 Euro (bzw. 9,90 Euro in Deutschland und 14,90 CHF in der Schweiz). Erhältlich u.a. im SZ-Shop.

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(mad)

Bernhard Madlener, Jahrgang 1979, wurde kurz vor seinem 28. Geburtstag durch die Vaterschaft geadelt. Geboren im Ländle, seit 2004 freiwillig eingebürgerter Wiener mit Hang zum Meidlinger Dialekt. Mehr über (mad) gibt's hier.

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