Reime gehören zum Kinderleben wie der nervige Radiomoderator zur täglichen Morgensendung. Sie sind beide aus ihrem Umfeld nicht wegzudenken und begleiten einen zumeist viele Jahre. Obwohl ich in der Früh auch immer wieder das unnötige Gequatsche aus dem Äther brauche, würde ich mich, wenn ich mal die Wahl hätte, trotzdem für die Reime entscheiden.
Seit einiger Zeit tummelt sich in meinen Bücherregalen das Buch “Alle Kinder” von Anke Kuhl und Martin Schmitz-Kuhl (Erschienen im Klett Kinderbuch Verlag). Das relativ dünne Hardcover-Exemplar ist eines der unterhaltsamsten Bücher, die ich in den letzten paar Jahren in die Hände gekriegt habe. Es ist das perfekte Geschenk für alle, die in ihren Kindertagen zu den mehr oder weniger begabten Schulhof-Rappern gehörten und nun diese Gabe an ihre eigenen Kinder weitergeben möchten.
Schon der etwas morbide Vorgeschmack auf dem Umschlag (ein Must-Have für alle echten Wiener!) zeigt, wie es im Buch-Inneren weiter gehen wird. Dort heißt es: “Alle Kinder gehen zum Friedhof. Außer Hagen – der wird getragen.”. In 26 “schlimmen Bildern und Gedichten” darf man nämlich in alphabetischer Reihenfolge beobachten, was mit Kindern passiert, deren Namen sich auf Naturgewalten, gefährliche Tiere oder diverse Abgründe reimen. Die Kombination der Reime mit den dazugehörigen liebevoll gemachten Illustrationen lässt das Buch zu einem echten Liebhaberstück werden.
Voller Begeisterung zeigten wir das Buch einigen unserer Besucher und wurden mit Reimen wie diesem unterhalten:
Alle Kinder rennen über die Straße – nur nicht Rolf, der pickt am Golf!
Autsch!
Ganz anders geht das Buch “Das Traurige Ende eines Austernjungen” (erschienen im Bastei Lübbe Verlag) mit dem Thema Reime um. Großmeister Tim Burton begeistert mit seinen gewohnt skurril anmutenden Geschichten in Reimform und dringt dabei in die Tiefen von Kinderseelen, die sich nach Liebe sehnen. Auf den ersten Blick ist das Buch sehr unterhaltsam – und bleibt es auch, wenn man es möchte. Doch, sobald man anfängt, sich mit den einzelnen Geschichten auseinander zu setzen, tritt an die Stelle der Unterhaltung das große Grübeln…
Diese beiden Bücher sind zwei ganz besondere Highlights meiner Leseliste, weil sie zwar natürlich die Unterhaltung zum Zweck haben, aber viel mehr dahinter steckt, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Trotzdem sind diese beiden Werke nichts für übermäßig empathische Menschen.
Und ja, das Ende des Austernjungen ist wirklich traurig – und schaurig zugleich. Aber irgendwie geht alles gut aus… mehr oder weniger.
2 Comments
2012-05-02 16:53:31
Hi!
Mach einen Satz mit 6 Worten welche mit K-beginnen:
Kleine Kinder Können Keine Kürbiskerne Kauen
Lg
Ralf
2012-05-06 17:25:37
„Trotzdem sind diese beiden Werke nichts für übermäßig empathische Menschen.“
Jupp, wie zum Beispiel für mich. Werde mir erstes Buch mal bei Gelegenheit kaufen. Danke für den Tipp