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Solidaritätsbeitrag für Kinderlose? Nein, Danke.

Von der Diskussion um die Pensionsversicherung ist es nicht mehr weit zur Sicherung der Pensionen, und in diesem Zusammenhang wurde dieser Tage – nur kurz, nachdem das Thema die deutsche Innenpolitik beschäftigte – wieder einmal ein Solidarbeitrag für Kinderlose angedacht. Jetzt geht es hier nicht um den Botschafter, den man nur für einen klugen Kopf halten kann, sondern um die Botschaft: Menschen, die die Gesellschaft nicht durch Nachkommen bereichern, sollen mehr Geld in den Gemeinschaftstopf werfen. Denn schließlich vorenthalten sie uns allen viele fleißige AbgabenzahlerInnen, die künftig unsere – und in dieser Argumentation vor allem deren – Pensionen zahlen sollten.

Das ist nur auf den ersten Blick nachvollziehbar, weil damit einmal mehr unterschlagen wird, worum es sich bei unseren Pensionsbeiträgen – genau wie bei den Krankenversicherungs- und den Arbeitslosenbeiträgen – eigentlich handelt: um die Beiträge zu einer Versicherung. Genau genommen einer Pflichtversicherung, in deren jeweiligen Topf wir ab einer bestimmten Einkommensgrenze ja einzuzahlen verpflichtet sind, um – das gilt wohl für die Mehrheit – UNSER EIGENES Leben überhaupt ordentlich und würdevoll bestreiten zu können.

Natürlich ist es praktisch so, dass die Beiträge, die wir heute einzahlen, morgen schon an jene ausgeschüttet werden, die bereits in Pension sind. Deren Beiträge wiederum sind aber über die vergangenen drei, vier, fünf Jahrzehnte an heute teils längst verstorbene Menschen ausgezahlt worden, die wiederum während ihres Lebens Beiträge einzahlten, die an noch ältere Menschen gingen, usw. usf. Dass das Pensionsversicherungssystem gleichzeitig ein Umlagesystem ist, dafür können wir einzelnen BürgerInnen nichts. Warum also soll jemand, der auf sein persönliches Pensionskonto eingezahlt hat, jedoch keine Nachkommenschaft in die Welt setzen wollte – oder konnte! –, zusätzlich mit einem „Solidaritätsbeitrag“ belastet werden? Es würde sich bei dieser Lösung nur um eine weitere Vertagung des längst bekannten Problems handeln: Dieses Pensions-Umlagesystem ist nicht mehr zeitgemäß – weil es sich (auf Basis der zu erwartenden demographischen Entwicklung und unter Berücksichtigung der sich laufend verschärfenden Zuwanderungsbedingungen, Anm.) rein rechnerisch nicht ausgeht.

Ich meine: Der moderne (nicht durch Unfruchtbarkeit geschlagene) Mensch ist mündig genug zu entscheiden, ob er/sie Kinder will. Und ein Staat wie Österreich, der laufend durch neue Fälle von sich sprechen macht, in denen Minderjährige – zum Teil Babys! abgeschoben werden, sollte sich im Übrigen hüten, über sinkende Geburtenraten zu klagen.

Um unsere Pensionen zu sichern, muss den Menschen ganz einfach besser ermöglicht werden, sich ihre individuelle Pension zu erarbeiten. Dies, indem unter anderem Zeiten der Versorgung und Erziehung jener Kinder, die ach so gerne gefordert werden, in vollem Umfang als Beitragszeiten zur Pension angerechnet werden. Womöglich auch, indem Beitragsteile der arbeitenden Väter direkt auf das Pensionskonto der Mütter ihrer Kinder gutgeschrieben werden. Das wäre mitunter der dringend fehlende letzte Anreiz für viele Männer, doch eine ihnen zustehende Karenzierung in Anspruch zu nehmen. Weiters würde damit die Witwenpension – und es sind meist Frauen, die eine solche brauchen – weniger notwendig, mit der die lebenslange Abhängigkeit der Frau vom Mann sichtbar bis zu ihrem Tod festgeschrieben bleibt.

Bei diesem Text handelt es sich um einen Auszug aus einem Artikel, den ich ob seiner ursprünglich nicht voraussehbaren Länge in vollständiger und thematisch nicht zur Gänze dem Ultimate-Moms-Umfeld entsprechender Fassung doch lieber in meinem privaten Blog veröffentlicht habe. 

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(mad)

Bernhard Madlener, Jahrgang 1979, wurde kurz vor seinem 28. Geburtstag durch die Vaterschaft geadelt. Geboren im Ländle, seit 2004 freiwillig eingebürgerter Wiener mit Hang zum Meidlinger Dialekt. Mehr über (mad) gibt's hier.

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