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Preis ganz groß, Service ganz klein – ein Frustspiel in vier Akten!

Eines Nachmittags, ich war sehr müde, legte ich mich auf das Sofa, schlief ein, und hatte einen seltsamen Traum…

Superbuggy

 

1. Akt: Die Euphorie schlägt zu, oder: Schwiegermutter kann es nicht lassen!

Bühne: Geschäftslokal eines stylischen Kinderzubehörgeschäfts, beliebt bei sogenannten „Bobos“, siebter Wiener Gemeindebezirk. Mitwirkende: Schwiegermutter, Geschäftsinhaber und ein schwarzer „must have“-Buggy.

Die Schwiegermutter geht in den Laden und sieht sich angeregt um.

Inhaber: Suchen’s was bestimmtes, Gnädige Frau?

Schwiegermutter: Na ja, wissen’s meine Kinder, die haben nur so an großen „Ein Baumberg-Kinderwagen“ (One Tree Hill)), und mit dem tu ich mir in der Straßenbahn so schwer…

Inhaber: Na da hob i des Richtige für Sie, an sündteuren schwarzen Superbuggy. Der is total praktisch und so gut wie unzerstörbar. Hab ich ganz neu im Sortiment!

Schwiegermutter: Na wenn Sie des so sogen, dann is der jo perfekt für mi. Also gut, ich nehm ihn!

2. Akt: Der Griff hat es in sich, oder: „Des is no nie passiert!“

Vorgeschichte: Nach nur kurzer Freude musste die Familie feststellen, dass die Schaumstoffhülle des Superbuggy -Griffs die Tendenz zeigte, sich in tausend kleine Gummifuzerl aufzulösen. Mitwirkende: Schwiegermutter, Geschäftsinhaber und der Rest von einem Buggy-Griff.

Genervt wandert die Schwiegermutter zum Bobo-Geschäft und fragt um Rat:

Schwiegermutter: Sie, bei dem sündteuren Superbuggy löst sich ja der Griff auf, und das nach so kurzer Zeit. Gehört des so?

Inhaber: Also DAS ist mir ja noch NIE passiert, so was hat es ja noch NIE gegeben. Was haben’s denn mit dem Kinderwagen g’macht? Ist der falsch geputzt worden?

Schwiegermutter: Nichts hamma g’macht damit. Benutzt haben wir ihn. Und das nur halb so viel wie gewöhnlich, da wir ja den anderen Kinderwagen auch noch haben.

Inhaber: Leider hab ich grad das Modell nicht lagernd. Sonst hätt ich ihnen den natürlich sofort aus’tauscht. Na, ich kann ihnen da selbstverständlich gern an Ersatzgriff bestellen. Der ist sicher bald da. Ich meld mich dann bei Ihnen.

 

Zwischengeschichte: Der Griff war natürlich nicht gleich da und angerufen hat natürlich auch keiner. Telefonate und gutes Personal kosten ja so viel Geld heutzutage…

Nach zwei erfolglosen Besuchen im Geschäft und einer Verkäuferin, die erst noch überzeugt werden musste, dass der im Geschäft vorhandene Griff doch einer ist, der als Ersatz geeignet war (mit Reißverschluss, zum auf die Stange geben), ließ sich das Problem lösen. Nach etlichen Wochen konnte die engagierte Kundin wieder einen instand gesetzten Superbuggy nutzen.

 

3.Akt: Das gebrochen Gelenk, oder: „Des is no nie passiert“, Teil 2

Bühne: Das bekannte Geschäftslokal. Mitwirkende: Schwiegersohn mit Ehefrau, Sohn aus erster Ehe, klein Laura, kaputter „Superbuggy“ und Inhaber im vollen Geschäftslokal.

Schwiegersohn: Entschuldigen Sie, könnten Sie uns da mal bitte helfen?

Inhaber: Aber gerne.

Schwiegersohn: Der Buggy von Ihnen, da ist eines der beiden Hauptgelenke kaputt. Er ist grad mal ein Jahr alt.

Inhaber: Also DAS ist mir ja noch nie passiert, so was hat es ja noch NIE gegeben. Was haben’s denn mit dem Kinderwagen g’macht? (Kommt uns das bekannt vor?)

Schwiegersohn: Äh, gefahren sind wir damit, und das auch nur halb so viel wie normal, weil wir ja noch einen anderen Kinderwagen haben.

Inhaber: Das muss ein Materialfehler sein. Leider habe ich grad das Modell nicht Lagernd. Sonst würde ich ihnen den natürlich sofort austauschen. Wir setzen uns gleich mit dem Händler in Verbindung. Der wird sicher aus’tauscht werden. Davon bin i überzeugt.

Schwiegersohn: Wie lange wird denn des dauern?

Inhaber: Sicher nicht lange. I ruf Sie gleich nächste Woche Montag an und geb Ihnen Bescheid. Brauchen’s an Ersatzwagen?

Schwiegersohn: Na wenn des eh nicht so lange dauert… Wir haben ja noch den anderen.  Danke.  Auf Wiedersehen.  (Das war im März 2011.)

 

Neverending Story: Der versprochene Anruf in der Folgewoche blieb natürlich aus. (Sie wissen ja, das Personal…) Zwei Wochen später rief der Schwiegersohn im Sekretariat des Geschäfts an und erfuhr, dass der Kinderwagen in die Schweiz zum Generalimporteur geschickt werden musste, da dieser sich das Problem ansehen möchte. Es werde in spätestens zwei Wochen ein Anruf erfolgen. Passierte (natürlich) nicht.

So weit so gut. Wieder zwei, drei Wochen später ging dann die ganze Familie bei dem Geschäft vorbei um zu erfahren, dass sich der Kinderwagen mittlerweile auf dem Weg nach Amerika befinde, damit sich der Hersteller damit befassen kann. Alles klar. Vielleicht ist das ja so wie mit den Gaspedalen von Toyota? Sicher ist sicher. Wieder zwei, drei Wochen später rief dann wirklich jemand an – die haben wohl mittlerweile gutes Personal gefunden – und teilte mit, dass es sich wohl um keinen Materialfehler handelt. Obwohl noch im Zeitraum der Gewährleistung, koste eine Reparatur rund 50 Euro – ob man das auslegen möchte? Bei einem Buggy, der über 250 Euro gekostet hat und grad einmal ein Jahr alt ist? Ja sicher! Gut. Man werde dann anrufen, wenn dieser aus der Reparatur zurück ist. (…)

In der Zwischenzeit ging auch die Schwiegermutter noch einmal vorbei und fragte nach dem Kinderwagen, und ob das normal sei, dass man hier so lange auf Reparaturen warten muss. Noch dazu, wo man trotz Gewährleistung diese selber zu bezahlen hat. Der Geschäftsinhaber ließ das natürlich nicht auf sich sitzen und versprach, dass man in diesem speziellen Fall natürlich auf die Kosten verzichten würde. Am 19. Juni war es dann soweit. Dem Schwiegersohn reichte es, und er schrieb ein etwas direkteres Mail an den Geschäftsinhaber um ihm mitzuteilen, dass er sich mittlerweile einen neuen „Zweitkinderwagen“ besorgt habe. Weiters könne sich das Geschäft den seit über einem Quartal in Reparatur befindlichen Buggy behalten, und solle einen Vorschlag über einen adäquaten Ersatz machen. Aber plötzlich heißt es, der Buggy sei schon längst da. Der besagte Anruf nach erfolgter Reparatur kam nie (angeblich hat sich jemand auf eine Mobilbox verirrt… die Telekom prüft das noch). Man habe außerdem so superkulanten Einsatz gezeigt! (Äh, was für ein Einsatz?) Soweit so gut. Der Schwiegersohn will nur mehr seine Ruhe haben und macht sich einen Abholtermin aus…

 

4. Akt: Der Superbuggy ist fertig, oder: „Ich bekomm dann noch 49 Euro von Ihnen!“

Bühne: Das bekannte Geschäftslokal. Mitwirkende: Schwiegersohn mit Ehefrau,  klein Laura und Inhaber.

Inhaber: So, da ist der reparierte Buggy. Sie haben a Glück gehabt.

Schwiegersohn: Glück? Äh, wieso?

Inhaber: Na wegen dem Schaden. Das ist mir mit noch keinem Buggy passiert.

Schwiegersohn: (Bekommt leichte Kabel am Hals.) Also für mich war es genau zwei Mal (Griff und Gelenk) zu viel!

Inhaber: Also das macht dann noch 49 Euro.

Schwiegersohn: Was?

Ehefrau: Pst. Lass Ihn. Ich will nur raus hier.

Schwiegersohn: (Schweigt und zahlt.)

 

Die Story danach: Nachdem der Buggy endlich wieder in Familienhand war, traf man sich mit der Schwiegermutter. Die konnte es gar nicht fassen, dass man die Reparatur nun doch bezahlt hat, und marschiert gleich daraufhin, mit dem Schwiegersohn vereint, erneut in das Bobolokal. Dort erfährt man, dass sich die Besitzer auf einem wichtigen Termin befinden und an diesem Freitag nicht mehr erreichbar sind. Schwiegersohn und -mutter verlassen das Lokal jedoch nicht, ohne allen Anwesenden ihr Wohlgefallen an diesem mitzuteilen. Tags darauf geht die Schwiegermutter erneut in das Geschäftslokal und stellt den Inhaber höflich, aber bestimmt, neben einer (Ich-kauf-hier-alles-was-nicht-Niet-und-Nagelfest–ist-)Kundin zur Rede – und erhält die 49 Euro retour.

Schlusspointe

Tags darauf kommt folgendes Mail des Edel-Kinder-Austatters in die Mailbox geflattert (Rechtschreibung laut Original):

„nach dem unverschämten auftritt ihrer mutter in unseren raeumne am samstag abschliessend ein paar fakten:

– wie sich auch in ihrem fall wieder bewahrheitet hat: wir können die zeitläufe von hersteller und importeur nicht ändern oder beschleunigen

– wir haben von vorneherein darauf verzichtet, ihnen die transportkosten von 17 euro pro weg zu berechnen. auch die reparaturkoisten haben wir ihnen lediglich netto weiter gegeben.

– durch ihr permanentes urgieren ist die reparatur-abwicklung um exakt keinen einzigen tag beschleunigt worden.  die von ihnen geforderte  zusätzliche kommunikation mit ihnen und dem importeur hat allerdings bei uns eine  aufwand von 6,5 stunden verursacht. zzgl transport und reparaturkosten.

ich denke, sie haben also verständnis für die bitte, sich in zukunft an einen anderen fachhändler zu wenden, der ihren sehr speziellen vorstellungen von service vielleicht eher entspricht als wir.

mit freundlichem gruss “ (sic!)

Zitat Ende

 

Resümee: Ist doch schön, wenn man sich den Kunden aussuchen kann *g*

…uahh. Gähn. Das war ein erholsames Nickerchen. Nur: So einen Mist habe ich schon lange nicht mehr geträumt…

So was ist Euch auch schon einmal passiert?

Na dann nichts wie her damit! Sendet uns eure besten Erlebnisse oder postet es gleich als Kommentar. Gerne geben wir Eure Erlebnisse auf Wunsch auch anonymisiert weiter.

 

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Ralf

Der Meditations-Dad
Ralf ruht in seiner (spirituellen) Mitte - jedenfalls mehr als alle anderen Moms und jedenfalls nur so lange, bis er auf den nächsten Wahnsinn drauf kommt, den die Gesellschaft unseren Kids antut. Dann ist es nämlich vorbei mit dem inneren und äußeren Frieden.

9 Comments

Ivy

2011-08-02 10:52:10 Antworten

Ich versteh überhaupt nicht, wie man sich solche sauteuren Buggies kaufen kann. Ich hatte einen Kinderwagen am Anfang (Kostenpunkt 150€, wenn ich mich recht erinnere). Als meine Tochter angefangen hat zu gehen mit 1 Jahr, hab ich einen Leck-mi-am-Oasch-Billigsdorfer-Buggy gekauft. Um 20€. Den hab ich noch exakt 1/2 Jahr gebraucht, danach ist sie überall selber gegangen. Ich bin eher dafür, dass man die Mobilität von Kindern fördert und sie nicht bis vor die Volksschultür im Kinderwagen herumfährt. Just my two cents.

Ralf

2011-08-02 13:06:10 Antworten

Hi IvY!
So do I! Ist ja auch nicht mein geträumter Buggy. Nebenbei, wenn unsere Kleine nicht mind. 2 Stunden Austoben hat ist Feuer am Dach. Was ich jedoch schon auch verstehe ist, dass unsere geliebte Oma, die es eh leider etwas schwerer mit dem Gehen hat gerne bequem unterwegs ist. Das bedeutet ohnehin, dass der Buggy voll mit dem Einkauf ist und die Kleine nebenher geht.

linzerschnitte

2011-08-02 13:45:08 Antworten

Im Boboland gibt’s halt nix geschenkt:)

geplagte ladenbesitzerin

2011-08-20 11:51:57 Antworten

so traurig das ist, ich führe selbst ein geschäft mit ähnlichen sortimentsbereichen. Mir geht es mit manchen kinderwagenfirmen ganz genauso, sehe jedoch jetzt, dass ich wenigstens mit diesen Problematiken nicht alleine bin, obwohl die Herstellerfirmen ja immer sagen (das ist immer die Pauschalantwort, da kann man sicher sein), solche Reklamationen gäbe es noch nicht, das ist unmöglich, der Kunde ist ein Vandale etc. Das letzte Highlight war eine Aussage bezüglich eines binnen 2 Wochen ausgebleichten Bezugs des schon genannten Bergbuggys, dass ausgebleichte Bezüge grundsätzlich nicht in die Gewährleistung fallen, wobei man sagen muss, dass ein Kinderwagenbezug aus einem gewissen Preissegment schon länger als zwei Wochen die Farbe behalten sollte .. naja ich bin gott sei dank nicht allein :-)

Ralf T.

2011-08-22 08:16:51 Antworten

@geplagte ladenbesitzerin
Alles kein Thema. Nur leider nimmt der Wert Kundenbetreuung in Zeiten des gesteigerten Interneteinkaufs ab.
Wenn ich dann aber in einen Laden gehe, bei dem definitiv für den Kundenservice bezahlt wird (weil alles teuer), dann möchte ich aber auch einen Service bekommen der den Namen verdient.
Der Kunde verzeiht viel. Solange er nicht das Gefühl hat unerwünscht zu sein. …soll nicht bedeuten, dass es nicht auch den präpotenten Kunden gibt.

geplagte ladenbesitzerin

2011-08-22 08:50:42 Antworten

ich sag dann immer „Wegen Reichtum geschlossen“

Anna

2015-02-09 12:58:21 Antworten

Bitte wo befindet sich der Laden? Wir wollen uns auch einen Buggy anschaffen, obwohl unsere Kleine sehr viel zu Fuß unterwegs ist. Aber bei mehreren Stunden im Freien bin ich froh, wenn sie im Buggy schläft und ich sie nicht nach Hause tragen muss. BItte bitte um den Namen des Geschäfts, auch per Mail! Toll verfasster Text übrigens :)

    Ralf

    2015-03-03 18:17:30 Antworten

    @Anna – Das ist nicht dein Ernst oder? Ich soll dir die Adresse eines Ladens geben, der nachweislich eine Frechheit ist? Von dem einmal abgesehen, dass es nicht gerade sehr nett wäre den Laden hier zu nennen…
    Wenn du wirklich einen Buggy für kurze Schlaftransporte brauchst würde ich einen enfachen günstigen TÜF-Zertifizierten nehmen und nach dem Sommer (wo man Ihn ja meistens braucht) verschenken oder Spenden. Wie wäre es z.B. mit so einem hier:
    Hoffe das hilft etwas.
    Liebe Grüße Ralf

Ralf T.

2015-03-03 18:15:20 Antworten

@Anna – Das ist nicht dein Ernst oder? Ich soll dir die Adresse eines Ladens geben, der nachweislich eine Frechheit ist? Von dem einmal abgesehen, dass es nicht gerade sehr nett wäre den Laden hier zu nennen…
Wenn du wirklich einen Buggy für kurze Schlaftransporte brauchst würde ich einen enfachen günstigen TÜF-Zertifizierten nehmen und nach dem Sommer (wo man Ihn ja meistens braucht) verschenken oder Spenden. Wie wäre es z.B. mit so einem hier: http://www.amazon.de/knorr-baby-84709-Buggy-Commo-red/dp/B005FVC57U/ref=sr_1_10?s=baby&ie=UTF8&qid=1425406448&sr=1-10&keywords=buggy
Hoffe das hilft etwas.
Liebe Grüße Ralf

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